London ist ja oftmals ein Ort entscheidender Erfindungen oder historischer Geschehnisse. Eine für uns alle enorm wichtige physikalische Errungenschaft befindet sich mitten in Greenwich – und zwar der Nullmeridian. Im Royal Observatory Greenwich kann man eine richtig beeindruckende Ausstellung zu diesem Thema bestaunen!
Nullmeridian Royal Observatory – der Ursprung unserer Navigation
Menschen haben schon immer irgendwie Navigiert, sei es anhand des Sonnenstandes oder anhand von Sternbildern. Besonders wichtig ist jeher eine korrekte und möglichst Navigation in der Schifffahrt. Früher haben die alten Segelschiffe zur Zeit des British Empires, insbesondere die der British East India Company, anhand von Sternbildern navigiert. Das Problem: an verschiedenen Orten der Erdkugel stehen die Sternbilder anders am Himmel, was eine genaue Positionsbestimmung unmöglich machte. Wer aber seine Schiffe korrekt und zielgerichtet navigieren konnte, war schneller und sicherer vor Schiffbrüchen. Also waren es insbesondere britische Physiker, die versucht haben, mit diversen Navigations-Methoden eine möglichst exakte Positionsbestimmung herzuleiten. Das war gar nicht so einfach, denn viele mechanische Instrumente waren einfach den enormen Schwankungen und Belastungen an Bord ausgesetzt, was diese wiederum funktionslos oder unzuverlässig machte. Es entwickelte sich die Navigation, wie wir sie heute kennen, nach den Meridianen, also und Breiten und Längen. Der Breitengrad ist auf See einfach zu errechnen, der Längengrad jedoch nur, wenn man eine möglichst genaugehende Uhr mitnimmt. Und das wiederum war die Herausforderung der Physiker. Der Längengrad ermittelt sich aus Differenz zwischen Ortszeit und der Zeit am Nullmeridian. Man benötigte also eine genaue Uhrzeit an Bord der Schiffe. Man musste sich zunächst auf einen Nullmeridian (00° 00′ 00”) einigen. Dieser Ort ist Greenwich, wie Du wahrscheinlich schon gemerkt hast (Internationale Meridian-Konferenz, Washington 1884). Die Zeitangabe GMT kennst Du vielleicht, sie bedeutet Greenwich Mean Time.
Da es früher überwiegend nur billige Pendeluhren gab, die auf Schiffen aufgrund des Wellengangs nicht funktionieren, mussten also Physiker neue Zeitmesser finden, die möglichst genau waren und den Belastungen an Bord eines Schiffen standhielten. 1675 wurde daraufhin das Observatorium gegründet, damals unter der Herrschaft von König Charles II. Nachdem 1707 ein Schlachtschiff des British Empires aufgrund mangelhafter Navigation schiffbrüchig wurde und 2000 Menschen starben, wurde eine Belohnung von 20.000 Pfund ausgeschrieben für denjenigen, der es schafft, eine genaue Uhr zu entwickeln. Am Ende war es John Harrison, ein schottischer Tischler, der es liebte zu tüfteln. Er entwickelte die Uhren H1 bis H4, kleine Pendeluhren, die durch weitere Federn gesichert waren. Die H4-Variante war letztendlich der Durchbruch. Das Royal Observatory Greenwich zeigt auf beeindruckende Art und Weise u.a. genau diese Geschichte anhand unzähliger Ausstellungsstücke. Ein Highlight ist unter anderem das Octagon-Zimmer oder die Privatwohnung des Astronomen John Flamsteed. Weitere Infos gibt es auf der offiziellen Website.
Was bietet das Royal Observatory sonst noch?
Das Royal Observatory steht mitten auf einem riesigen Hügel im Greenwich Park. Von oben aus hat man einen perfekten Blick auf ganz London. Für diesen Blick brauchst Du aber nicht in das Museum, Du kannst diesen Blick sonst auch alternativ ohne Museum genießen!
Ansonsten bietet das Museum noch tolle Audio-Guides in allen Sprachen. Einen solchen bekommt jeder Besucher gratis zu seinem Eintritt. Ich empfehle ihn Dir, denn er erzählt Dir tolle Geschichten rund um das Museum und seiner Physiker!
Im Shop kannst Du denn richtig tolle Andenken kaufen. Wer kann schon von sich behaupten, am Nullmeridian gewesen zu sein? 😉
Was kostet der Eintritt in das Museum?
Der reguläre Eintritt in das Museum kostet vor Ort für Erwachsene £10.00 (Online £8.50*) und für Kinder £6.50 (Online £5.55*). Der Preis ist zudem noch im London Pass* enthalten!
* Links = Werbung
Wo finde ich das Royal Observatory Greenwich?
Das Royal Observatory befindet sich auf dem großen Hügel im Greenwich Park. Du erreichst Greenwich mit der DLR (Cutty Sark, Greenwich) oder per Boot (das schockt richtig) über den Greenwich Pier (Thames Clippers)
4 Antworten
Ich stand selbst auch schon auf dem Plateau, von dem aus man gefühlt über die ganze Stadt blicken kann. Ich muss sagen, dass ich diesen Ausblick tausendmal spannender fand, als den Null Meridian, der irgendwie lapidar von einem Lichterschlauch im Boden markiert wurde. Vielleicht bin ich auch ein Banause, aber dieser herrliche Ausblick über das spätsommerliche London ist das was mir noch heute im Gedächtnis ist, als wäre ich erst gestern da gewesen. Allein dafür lohnt sie der Ausflug dorthin. 🙂
Hi Gio, ja das ist natürlich das Highlight und stellt den Rest irgendwie in den Schatten, das stimmt schon 😉
Wenn man einigermaßen Englisch versteht, bietet sich auch ein Besuch des benachbarten Planetariums an. Ebenfalls ein tolles Erlebnis, gerade auch für Kinder.
Hi, toller Artikel. Ich war auch bereits mehrere Male im Royal Observatory. Der Nullmeridian ist ein Erlebnis, viele wissen ja gar nicht, dass der in London ist. Absoluter Touri-Magnet, viele Asiaten. Ich gebe Dir Recht, der Shop ist wirklich toll, liebevolle kleine Dinge zum Mitnehmen für Daheim. Toll! Auch tolle Bilder, danke Dir. Liebe Grüße Thorsten